Offline in Yellowstone
Der älteste Nationalpark der Welt vertritt die Philosophie, dass seine Gäste „disconnected“ sein sollen, also von der Außenwelt abgeschnitten, zumindest was moderne Technologie betrifft. Deshalb gibt es in der historischen Old Faithful Lodge und auch in großen Teilen des Parks weder Handy-Empfang noch Internet (zumindest nicht für alle) und natürlich auch kein Radio oder TV.
Wie es unsere amerikanischen Zimmernachbarn schaffen, vor 6 Uhr für eine Geräuschkulisse zu sorgen, die sich verdächtig nach einem alten Film anhört, ist uns zunächst ein Rätsel. Die USA sind und bleiben eben das Land der unbegrenzten (Un-)Möglichkeiten.
Später wird uns bewusst, dass die amerikanischen Gäste scheinbar Empfang haben, zumindest hacken viele eifrig auf ihren Smartphones rum. Vermutlich müssten wir einfach nur per Roaming den Anbieter wechseln. Das würde uns allerdings auch nicht wirklich weiter bringen, weil wir unsere Smartphones kaum benutzen und deshalb auch keine Daten-Flat haben. In dieser Hinsicht sind wir ein wenig old school.
Damit sich mein Bruder und zwei Freunde, denen ich regelmäßig Mails schreibe, keine Sorgen machen, wenn sie plötzlich kein Lebenszeichen mehr von mir bekommen, gehen wir gleich nach dem Frühstück, das wir uns selbst machen, weil unser Restaurant-Budget mit dem Dinner am Vortag bereits überschritten ist, in die benachbarte Snow Lodge, die immerhin mäßigen Internet-Empfang bietet. Am Tag zuvor konnten wir nach 16 Uhr unsere E-Mails nicht abrufen. Am frühen Morgen haben wir mehr Glück und ich kann mich immerhin für die nächsten Tage „abmelden“.
Wir gewöhnen uns dann aber ziemlich schnell daran, offline und disconnected zu sein. Schon bald vermissen wir das Internet gar nicht mehr. Schließlich sind wir im Urlaub und das bedeutet auch Urlaub vom Alltag.