Anreise mit Hindernissen
Wir sind bereits wach, bevor am Sonntag, 16.06.2019 der Wecker läutet. Dabei ist es erst 3:30 Uhr, also noch mitten in der Nacht. Das Taxi zum Flughafen ist überpünktlich. Der Regen hat auch aufgehört. Es kann los gehen! Vor der Disco neben meinem Fitnessstudio steht noch eine Gruppe Nachtschwärmer. Auf dem Weg zum Flughafen wird es langsam hell. Dichte Wolken liegen über der verschlafenen Landschaft. Um 5 Uhr kommen wir am Flughafen an.
I don´t want to go on (with you) like that
Im Autoradio läuft Elton John „I don´t want to go on with you like that“. Das passt irgendwie. Ich möchte unsere Fernreisen am liebsten einstellen, also auch nicht mehr so weiter machen. Auch wenn es in dem Song natürlich um ganz was anderes geht, genau gesagt um Beziehungskisten. Die haben wir zum Glück nicht. Sonst wären wir heute wirklich aufgeschmissen. Oder generell im Urlaub. Denn unsere Art zu Reisen hat oft wenig mit dem zu tun, was man sich gemeinhin unter Urlaub vorstellt, sondern fällt eher unter die Rubrik „Herausforderung“ und „Verlassen der Komfortzone“. Aber Offroad-Fahrten in Gebiete, die man nur mit einem Allradfahrzeug und GPS erreichen kann, wollen wir ohnehin einstellen.
Der frühe Vogel hat das Nachsehen
Die Schlange am Check-In-Schalter geht schon fast bis zur Tür. Es ist nur ein einziger Schalter besetzt. Im Viertelstunden-Takt trudeln weitere Flughafen-Bedienstete ein und fahren ihre Computer hoch. Als wir endlich dran kommen, sind schon vier oder fünf Check-In-Schalter besetzt. Die Passagiere hinter uns warten also bei weitem nicht so lang wie wir.
Der frühe Vogel hat das Nachsehen, vor allem, wenn er in die USA will und an unserem Schalter steht. Der freundliche Herr auf der anderen Seite fragt höflich, ob wir mit Visa oder Esta reisen. Mit Esta natürlich. Dann müssten wir noch die ganzen Daten am Automaten eintragen, weil die nicht im System sind. Wir müssen uns dann aber nicht mehr anstellen, sondern können gleich wieder an den Schalter kommen.
Nachdem man am Flughafen sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt rum stehen lassen kann, lasse ich Manfred allein zum Automaten gehen. Der findet keine Möglichkeit, Esta-Daten einzugeben. Vermutlich gibt es die auch gar nicht. Wir fragen die Dame am Schalter nebenan. Und siehe da: Plötzlich sind die Daten doch im System!
Kurz drauf sind wir eingecheckt und marschieren zur Handgepäck-Kontrolle. Dass wir Kameras und Laptops auspacken müssen, wissen wir schon. Bergschuhe ausziehen ist auch nichts Neues. Der Ganzkörper-Scan schon. Die Frau vor mir muss zur Leibesvisitation. Ich dann auch. Ich habe meinen Gürtel übersehen. Den hätte ich abnehmen müssen. Leider habe ich selber ziemlich abgenommen und befürchte kurz, dass ich gleich in Unterwäsche da stehe. Aber zum Glück hält die Hose dann doch noch. So dünn bin ich dann auch wieder nicht geworden. Nach ausgiebigem Abtasten an den unmöglichsten Stellen bin ich dann auch endlich durch. Irgendwann kommt dann auch mein Gürtel in Sicht und wir können weiter zum Terminal.
Sie sitzen auf meinem Platz!
Wie üblich fällt die Anspannung ab, als wir im Flugzeug sitzen. Manfred meint, dass die Maschine nicht voll ist. Das lässt hoffen, dass der dritte Platz frei bleibt. Tut er nicht. Als ich es mir schon gemütlich gemacht habe auf meinem Fensterplatz direkt über dem Tragflügel, macht mich ein sympathischer junger Mann höflich darauf aufmerksam, dass ich auf seinem Platz sitze. Später erklärt er mir, dass er sich total darüber gefreut hat, dass er einen Fensterplatz ergattert hat. Seine Begleitung sitzt hinter ihm, auch am Fenster.
Ich habe einmal wieder den undankbaren Platz in der Mitte, aber bei einem 1½-Stunden-Flug ist mir das egal. Dass wir mit einer Viertelstunde Verspätung starten, nehmen wir auch gelassen. Wir haben in Paris trotzdem noch genug Zeit zum Umsteigen. Mehr als genug… Aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Uns bleibt Paris...
In Paris geht alles ganz gut über die Bühne. Wir kommen relativ entspannt zum Bus, der uns ans andere Terminal bringt. An unserem Gate checkt gerade ein Delta Airlines Flug nach New York ein. Seltsam. Eigentlich sollte da in ein paar Minuten der Check-In für den Air France Flug nach San Francisco starten.
Auf dem Weg zum Terminal stand der noch auf allen Monitoren: Abflug 10:20 Uhr von Gate 26. Manfred checkt die Monitore noch einmal und stellt fest, dass wir jetzt von Gate 48 starten. Das ist genau am anderen Ende. Aber ein bisschen Bewegung schadet nicht. Außerdem haben wir immer noch genug Zeit.
Am Gate 48 ist erstaunlich wenig los. Vielleicht, weil wir langsam doch ein spät dran sind? Sind wir nicht. Aber der Flug. Der ist richtig spät dran. Statt um 10:20 Uhr ist die geplante Startzeit auf 14:30 Uhr verschoben. Um diese Zeit hätten wir schon in unserem Motel in San Francisco sein sollen, also um ca. 14:30 Uhr Ortszeit. Daheim und auf unserer innerern Uhr ist das kurz vor Mitternacht.
Als ich mein Smartphone einschalte, erhalte ich diese Info per SMS. Später entdecke ich dann noch eine entsprechende Mail von 6:08 Uhr am Morgen. Da waren wir schon fast am Gate. Es hätte vielleicht ein wenig Stress am Flughafen gespart, wenn wir nicht offline gewesen wären. Aber die Info wäre trotzdem zu spät gekommen. Außerdem hätten wir auf die Schnelle sicher unseren Zubringerflug nach Paris nicht umbuchen können.
Hilft nichts. Dann schlagen wir halt fünf Stunden in der „Stadt der Liebe“ tot, leider nur am Flughafen. Meine mangelnde Liebe zum Fliegen macht das nicht unbedingt besser. Ich mache das Beste daraus und fange mit dem ersten Kapitel für unseren Reisebericht an.
Zwei Stunden Wartezeit und 16-Stunden-Arbeitstag an der Immigration
Gegen 15:30 Uhr sitzen wir endlich im Flugzeug nach San Francisco. Normalerweise hätten wir jetzt die halbe Strecke schon hinter uns. Um 17 Uhr Ortszeit kommen wir in San Francisco an und stehen ca. zwei Stunden an der Immigration. Hinter uns wird die Schlange der Wartenden immer länger.
Wir haben verloren bei Alamo
Gut gelaunt sind wir bald nicht mehr. Die Auswahl an Midsize SUV ist um 19:30 Uhr zwar noch erstaunlich groß. Aber kein einziger hat ein Navi. Das kann man mieten, für 120 $. Außerdem ist Manfred mit 1,82 m (5.97 ft.) scheinbar zu groß für unseren Jeep Cherokee. Auch mit freundlicher Unterstützung von zwei Angestellten kriegt er den Fahrersitz nicht so weit nach hinten, wie er es gerne hätte. Die anderen Autos in unserer Preisklasse sind auch nicht größer. Mir fällt unser Reisebericht von 2010 ein. Da gibt es eine Story mit dem Titel „Wir haben verloren bei Alamo“.
Am nächsten Tag schafft Manfred es dann ohne fremde Hilfe, den richtigen Hebel in Bewegung zu setzen und den Fahrersitz an seine Beinlänge anzupassen.